Dritte Hochstedter Museumsnacht am 7. Juni 2008

Die dritte Hochstedter Museumsnacht stand ganz im Zeichen eines Ereignisses, dass sich am Tag genau (7. Juni) vor 470 Jahren zugetragen hat. Dabei ging es um keine Begebenheit, an die man gern erinnert. Es sollte vielmehr an eine Frau denken lassen, deren Leben an diesem Tag wegen eines Hirngespinstes endete. Als einer der ersten Hexereifälle in Thüringen wurde eine Hochstedterin hingerichtet. Ihr wurde vor ihrer Tür der Kopf abgeschlagen und der Körper verbrannt.

 Die Hinrichtung muss damals, vor fast fünfhundert Jahren, einige Aufmerksamkeit erregt haben, berichten doch gleich zwei Quellen davon. Zum einen wären die Aufzeichnung von Wolf Wambach zu nennen, der von 1507 bis 1547 eine Art Tagebuch führte, in welchem er auch herausragende Ereignisse in Erfurt schriftlich festhielt. Die zweite Quelle ist die Erphordische Chronika von Magister Johannes Vuellendorffius. Auch in dieser Chronik wird in einem Absatz darauf hingewiesen, dass eine "Zeuberin verbrannt" wurde.

Das Schicksal dieser Frau war für uns Grund genug, eine Sonderausstellung zum Thema Hexenverfolgung im Heimatmuseum aufzubauen. Als Rahmen der Eröffnung wurde, wie schon in den beiden vergangenen Jahren, die Museumsnacht gewählt.

Es gibt keine Hinweise darauf, wer die Frau war und welche näheren Umstände zur Anklage, zur Verhaftung und schließlich zur Hinrichtung führten. Wambachs Aufzeichnung sprechen von einer "Melchzeuberin", die mann "zue erst gekoppftt danach gebrannt" hat und "dass sie nichtz hatt wollen sage" auch nicht, nachdem man sie "zwo stunde lassen hengen im gefencknisz".

Dr. Ronald Füssel hat die Hexenverfolgung in Thüringen aufgearbeitet und ein Buch veröffentlicht, welches über die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen kostenfrei bezogen werden kann. Darin beschreibt er wie es zu den Hexenverfolgungen des Spätmittelalters in Thüringen kam und erläutert einige Prozesse. Mit diesem Buch und den spärlichen Aufzeichnungen zum Fall der Hochstedterin trugen wir Fakten zusammen, die das Wie und Warum etwas mehr beleuchteten.

Vielfach ging man davon aus, dass wohl oft Frauen oder Männer angeklagt wurden denen man nachgsagte, dass sie heilkundig seien. Obwohl Füssel dies in seinen Forschungen nicht belegen konnte ist trotzdem anzunehmen, dass Menschen, die sich mit Kräutern und heilenden Pflanzen auskannten, also die Gesundheit des Menschen beeinflussen konnten, stärker gefährdet waren, als Menschen die dies nicht konnten.

Abschrift von Wambachs Aufzeichnungen. Das Original befindet sich im Stadtarchiv von Erfurt.

 Zur vergrößerten Darstellung gelangt man hier

 

Inhalt des Textes:Aus Wolf Wambachs Aufzeichnungen 1507 - 1547

StadtA Erfurt 5/100-21, Bl 38 v.

Ittem off den Frittagk vor Pfingsten [9. Juni 1538 - Pfingstsonntag]
Hatt man eyne melchzeuberin die ist

von Hockstedtt gewest zue erst ge

koppftt danach gebrannt was

[...]
dass sie nichtz hatt wollen

sage auch zwo stunde lassen

hengen im gefencknisz und
[...]
sie nichtz wollen sage [...]
hockstett für das haus gefuhrt und
[...]
sie für der Thür gekopfftt

Am Rand: Eyne Melch
Zeuberin gekopft
Zu Hochstedt

Die zweite Quelle:
Erphordische Chronika von Magister Johannes Vuellendorffius
StadtA Erfurt 5/100-26 S. 341

Auf Freitag nach Bonifacy [5. Juni] hat der Rath zu Erffurt einer [...] / Lassen den Kopf abschlagen und danach mit Feuer verbrennen, die / ist eine Zeuberin zu Hochstedt gewest.

Am Rand:
Zeuberin verbrannt

Der zweite Schwerpunkt der Ausstellung lag daher darin, verschiedene heimische Kräuter vorzustellen und deren heilende Wirkung aufzuzählen. Dazu wurden ab Herbst 2007 Kräuter gesammelt und getrocknet.Der Aufbau der Ausstellung erfolgte ab dem 2. Juni, wobei am 3. Juni die Arbeiten im Museum fast abgeschlossen werden konnten. Gleichzeitig dazu wurde an der Durchfahrtsstraße ein Schild aufgestellt, welches zum Museum weist. Damit wurde ein Beschluss des Vereins umgesetzt, der im Frühjahr getroffen worden war.

 Die Holztafeln kamen auch bei dieser Ausstellung zum Einsatz und bildeten den Hintergrund für die Texte.

Das Museumsschild wurde aufgestellt ...

... und weist nun gleich an der Durchfartsstraße den Besuchern die Richtung.

Um die Arbeiten an diesem Tag im Museum abschließen zu können, musste der Maikranz abgebaut werden, weil er im Museum untergebracht werden sollte.

Eindrücke von der Ausstellung

Bilder von der Museumsnacht