Thüringer Allgemeine vom 10.04.2012 - Netzausgabe

 

Etwa 150 Trassengegner marschierten am Ostermontag gegen die Stromriesen. Zum sechsten Mal war die Veranstaltung organisiert worden. Foto: Ingo Herzog

Interessengemeinschaft organisiert Ostermarsch

Interessengemeinschaft "Achtung Hochspannung" rief zur Kundgebung am Großbreitenbacher Biathlonzentrum auf.
Großbreitenbach. Der eigentliche Ostermarsch der Trassengegner einer 380-kV-Leitung von Thüringen nach Bayern von der Sporthalle zum Biathlonzentrum am Montag war überschaubar, die Reden auf der anschließenden Kundgebung eindringlich.

Vor allem Bürgermeisterin und Landratskandidatin Petra Enders forderte bei der Kälte ihrem Organ alles ab. Vor ihr hatten sich an die 150 Gegner der Hochspannungsleitung mit Plakaten und Transparenten versammelt. Vier Kläger haben beim Bundesverwaltungsgericht vorerst einen Baustopp für den Abschnitt Vieselbach-Altenfeld erwirkt, sagte sie. Das sei ein herber Schlag in das Gesicht des Netzbetreibers 50 Hertz, der kürzlich angekündigt hatte, dass sich der Bau der Hochspannungstrasse um 100 Millionen auf 300 Millionen Euro verteuern wird.

Kosten, die laut Enders über den Strompreis wieder hereingeholt würden für eine Leitung, die nicht notwendig ist, höchstens zum Profit der vier großen Stromkonzerne.

Enders gab bekannt, dass der am 6. März eingereichte Eilantrag eine Bearbeitungszeit von drei Monaten haben könnte, die Bearbeitung der Klage könnte fünf Jahre dauern. Ein Sprecher des Energiebetreibers Eon sagte jüngst im Gespräch mit unserer Zeitung: "Die starken 380-kV-Leitungen dagegen dienen dazu, viel Strom auf langen Strecken zu transportieren. Etwa von den Windkraftwerken in der Nordsee durch Thüringen bis nach Bayern. Sie sind extrem wichtig beim deutschlandweiten Umbau der Erzeugungsstruktur. Auch das neue Pumpspeicherwerk, das in Thüringen gebaut werden soll, wird direkt an das 380-kV-Netz angeschlossen werden. "

Die Interessengemeinschaft "Achtung Hochspannung" hatte zum sechsten Mal zum Ostermarsch aufgerufen, 2007 war der erste in Kleinhettstedt. Sprecher Siegfried Kriese sagte, Bedenken und Proteste der Bürger würden immer noch nicht ernst genommen. Ihm und seinen Mitstreitern gehe es mit ihrem Nein zur Hochspannungstrasse um den Erhalt der Kulturlandschaft, um dezentrale Energiegewinnung und die Einspeisung erneuerbarer Energie in die Netze. Ihnen gehe es aber nicht um die Gewinnmaximierung der Stromkonzerne.

Petra Enders glaubt, die Bundesregierung durchschaut zu haben. Sie reduziere derzeit die Solarförderung, weil diese Industrie auf Dezentralität setzte, weil die Unternehmen nicht nur vor Ort produzieren, sondern auch ihre Solarmodule einsetzen wollen, habe sie erst jüngst am Erfurter Kreuz erfahren.

Auch die Sprecherin der Bürgerinitiative Schalkau, Dr. Margit Heinz, und die Landratskandidatin der Grünen, Madeleine Henfling , sprachen zu den Kundgebungsteilnehmern.


André Heß / 10.04.12 / TA

 

Letzte Aktualisierung: 10.04.2012