Thüringer Allgemeine/Thüringische Landeszeitung vom 22.06.2012 - Netzausgabe

 
Leubinger Heimatfreunde feierten Sommersonnenwende
Uwe Heller (links), Feuerwerker aus Eisenberg, tauchte den Hügel in Gold. Foto: Ina Renke

 

Rund 400 Gästen zählte das Hügelfest in Leubingen. Ein Reiter ohne Kopf trotzte dem Regen und wurde zum Höhepunkt des Festes.
Leubingen. Das Hügelfest 2012 wird in die Geschichte als "das verregnete" eingehen. Ehe der Frühling in den Sommer wechselte, goss es wie aus Kannen.

Die Stammgäste und die Neulinge, von beiden waren es wieder viele, ließen sich ihr Vergnügen nicht nehmen und hielten fast alle vier Stunden durch bis sich in der Nacht der Regen- mit dem Sternenschauer des Feuerwerks mischte und den alten Grab- und Kultort in ein mystisches Gewand hüllte.

Erstmals dabei, aber in den vergangenen Jahren viele Monate in der Nähe des Leubinger Fürstenhügels, war Klaus-Peter Wechler, der für das Landesamt für Archäologie seit 2009 als Projektleiter die wissenschaftliche Grabung betreute. Diese Arbeiten sind gerade zu Ende gegangen. "Wir haben insgesamt mehr als 20 Hektar Fläche untersucht und allein im Bereich des Hügels 6000 Befunde gemacht", fasst er zusammen.

In den letzten Tagen sei es noch ziemlich eng geworden. Am Mittelberg konnte gerade schöne Gefäßkeramik geborgen werden, da drängten die Tiefbauer, die zwischen Dermsdorf und Leubingen auf halber Strecke mit dem Bau der A 71-Anschlussstelle Kölleda beginnen. "Wir haben dort den Rand eines Wohnplatzes erreicht, damit konnten wir drei Siedlungen in unmittelbarer Nähe des Grabhügels nachweisen", freut sich Dr. Wechler und wertet die Grabungen als großen Erfolg.

Während der größte Teil der Fundstücke in das Magazin des Landesamtes für Archäologie in Kromsdorf bei Weimar gebracht wird, bleibt vieles von dem, was in den vergangenen Jahren an Wissen erlangt wurde, als Erkenntnisgewinn in der Region. "Auf der Grabung haben wir viele Besucher gehabt, auch bei den angebotenen Führungen. Bei den zahlreichen Vorträgen in Sömmerda und Leubingen waren immer alle Plätze besetzt", ergänzt Lothar Bechler aus Beichlingen, der einer von Wechlers Grabungs- mitarbeitern war.

Aus Greußen ist Peter Georgi mit Tochter Elisabeth zum Hügelfest angereist. "Diesmal beschäftigt uns die Frage: Wird hier durch die Autobahn die Ruhe des Fürsten gestört?" Peter Georgi meint das natürlich im übertragenen Sinne, denn die Grabkammer im Hügel hat bereits 1877 der Jenaer Universitätsprofessor Friedrich Klopfleisch geöffnet und geleert.
Den Gästen gefällt, wie die Leubinger mit ihrer Geschichte leben und Brauchtum pflegen. "Es müsste aber noch mehr für den geschichtsträchtigen Landstrich getan werden, zum Beispiel durch eine Vernetzung des Landkreises Sömmerda und des Kyffhäuserkreises. Dafür müssen sich besonders unsere Landratsämter mehr engagieren", sagt Peter Georgi .

Aus Hochstedt, einem Erfurter Ortsteil, ist Jens Schüßler mit 14 Leuten gekommen. "Wir sind schon fast Dauergäste in Rohrborn. Dort hat uns beim Waidmühlenfest Heidi Schneider von den Leubinger Heimatfreunden eingeladen. Und weil wir uns gern umschauen, was sonst noch so los ist, sind wir jetzt hier. Es gefällt uns gut."

"Ich staune, was hier los ist und kann eigentlich nur hoffen, dass es nicht das letzte Hügelfest ist", ist Ralf Hauboldt (Linke), der in wenigen Tagen das Amt des Sömmerdaer Bürgermeisters antritt.

Anerkennung zollte er Heidi Schneider und ihren Heimatfreunden und kündigt an: "Es wird demnächst Gespräche mit unserem Museumsleiter Dr. Molzahn, dem Landesamt für Archäologie in Weimar und mir geben. Ich möchte das Projekt Leubinger Hügel vorantreiben". Solche und ähnliche Gespräche gibt es viele an diesem Mittwoch-Abend, während 250 Fischbrötchen und 135 "Hügelburger" verspeist und die Darbietungen von Holger Hopfenstreich aus Weißensee und Andreas vom Rothenbarth aus Schwerstedt mitverfolgt werden.

Als Kräuterhexlein verteilt Heidi Schneider 333 Sträußlein und 555 Glückssteine, und der Damaststahl-Schmied Frank Trommer aus Blaubeuren zeigt seine Handwerkskunst.

Für den Höhepunkt hörte es 21.30 Uhr tatsächlich für einen Augenblick auf zu regnen. Da stand Christoph Schneider (74) mit seinem Islandpferd Finchen als "Reiter ohne Kopf" noch einmal auf dem Hügel. Die Zuschauer waren ganz still´- und dann begann das Feuerwerk.

Ina Renke / 21.06.12 / TA

Letzte Aktualisierung: 29.06.2012