Thüringer Allgemeine vom 17. Februar 2017

Ausschilderung ins GVZ führt Trucker weiterhin in die Irre
Bürgerinitiative fordert kreisübergreifende Lösung für das Lkw-Fahrverbot durch Vieselbach und Hochstedt
22. Februar 2017 / 02:55 Uhr

Ende der Fahnenstange: Wer es mit seinem Lastwagen bis ins Ortszentrum von Vieselbach geschafft hat, wird dort zum Wenden gezwungen – oder riskiert verzweifelt eine Strafe und fährt trotzdem weiter. Foto: Hartmut Schwarz
Vieselbach. Was im Weimarer Land geht, muss doch auch in Erfurt möglich sein. So wie im benachbarten Hopfgarten und in Niederzimmern muss es doch auch für Vieselbach möglich sein, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu halten, der nicht notwendigerweise durch Vieselbach und Hochstedt fahren muss. Davon sind Gerhard Urbach und Ilka Vogel überzeugt, die mit einer Bürgerinitiative bereits seit Jahrzehnten dafür kämpfen, dass es für die Anwohner der Hauptverkehrsstraße in Hochstedt und Vieselbach sicherer wird.
Das "Entgegenkommen" der Stadt war in diesem Zeitraum allerdings sehr zögerlich. Zwar wurden Verbotsschilder aufgestellt, aber nach Ansicht von Ilka Vogel an Stellen, an denen die Messen für die Kraftfahrer bereits gesungen sind, wenn sie diese erreicht haben. Mit einem Zusatz "Anlieger frei", so Vogel, habe man nichts erreicht, er führt die Lkw-Fahrer nur irre.
Beispiel Hopfgarten: Dort befindet sich seit Jahren am Ortsausgang in Richtung Niederzimmern ein Lkw-Verbot mit dem Zusatz "Anlieger frei" und einem weiteren Zusatzschild "Richtung Vieselbach frei". Kommt der Lkw-Fahrer in Vieselbach an, tauchen an der "Europakreuzung" weitere Fragen auf. Rechts abbiegen ist untersagt, er muss durch Azmannsdorf oder Hochstedt.
Ilka Vogel befürchtet, dass sich die Stadt bei der Planung der Ausschilderung nicht mit den angrenzenden Landkreisen abgesprochen hat.
Die Bürgerinitiative fordert deswegen, dass die Verbotsschilder schon an den Hauptverkehrswegen auf die Durchfahrtssperre hinweisen, und drängt darauf, dass an der A4 und der B7 auf die Ostumfahrung hingewiesen wird. Und dies möglichst früh. Schon ab Autobahn. Mit der Abfahrt "Erfurt-Vieselbach" ist gleichzeitig das GVZ ausgeschildert. Einige fahren dann bereits vor dem GVZ von der Bundesstraße ab, folgen der Ausschilderung Vieselbach – wenden dann im Vieselbacher Gewerbegebiet, um die gleiche Strecke durch Vieselbach und Hochstedt wieder zurück zu fahren. Ein Hinweisschild an der zweiten GVZ-Ausfahrt könnte dies verhindern.
"Die Vieselbacher wollen eine Lösung – ihnen ist egal, wer zuständig ist!"
Von Sömmerda kommend bleibt dem Lkw-Fahrer keine andere Wahl. Er wird in Kleinmölsen über Kerspleben auf die Osttangente geführt. Wer aus Kerspleben kommt und über Vieselbach ins GVZ fahren will bekommt in Kleinmölsen Probleme. Für Lkw, die rechts abbiegen wollen, ist die Straße gesperrt. Sie müssen eine Gelegenheit zum Wenden suchen, die dort aber nur schwer zu finden ist.
Unterstützung findet die Bürgerinitiative dabei in der linken Landtagsabgeordneten Karola Stange. Auch für diese ist der Schwerlastverkehr durch Vieselbach ein "altes Thema", das bislang nur halbherzig behandelt wurde und endlich gelöst werden müsse. Sie will die Verkehrslage deshalb gemeinsam mit der verkehrspolitischen Sprecherin der Fraktion der Linken im Landtag, mit Gudrun Lukin, vor Ort in Augenschein nehmen. Im März sei eine "Rundreise" geplant, bei der Vertreter der Bürgerinitiative ihre Gäste zu den kritischen Punkten führen werden.
Karola Stange hat Verständnis für die zu ihrem Wahlkreis gehörenden Vieselbacher und will sich nicht darauf einlassen, dass für die Lösung des Problems der schwarze Peter von einer zur anderen Instanz weiter geschoben wird. Stange: "Die Vieselbacher wollen eine Lösung, ihnen ist es dabei egal, wer dafür zuständig ist." Auch will sich Stange nicht von den durch eine eventuelle Neubeschilderung verbundenen Kosten abschrecken lassen. Was bei der Ausschilderung der Umweltzone möglich gemacht wurde, muss auch für ein verkehrsberuhigtes Vieselbach möglich sein, zumal es notwendig sei.
Der Vorschlag der Bürgerinitiative ist, dass man sich endlich zusammensetzt und eine nachvollziehbare Ausschilderung und Routenplanung erarbeitet – zum Beispiel unter der Einbeziehung der Fachhochschule Erfurt. Die Hochstedter und die Vieselbacher können nicht verstehen, warum es in den benachbarten Bundesländern mit dem Lkw-Fahrverbot funktioniert, dies aber in Erfurt nicht gehen soll. Gerhard Urbach: "Die gesetzlichen Grundlagen sind einheitlich geregelt, man muss sie eigentlich nur anwenden wollen."
Hartmut Schwarz / 22.02.17
Z0R0121816369

Letzte Bearbeitung: 22.01.2018