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Maibaumsetzen 2007

Bereits im vergangenen Jahr, 2006, hatten wir beschlossen, dass es in Hochstedt zukünftig wieder einen Maibaum geben sollte. Der letzte Maibaum wurde unspektakulär gegen Ende der 1990er Jahre gesetzt. Eigentlich stand er dann da und keiner hat ihn so richtig wahrgenommen. Niemand wusste, wer und wann man ihn gesetzt hatte. Damals hatte sich der Ortsbürgermeister bemüht, dass ein Kranz an der örtlichen Fahnenstange befestigt wurde, die unten, am "Platz ohne Namen" stand.

Mit den Bauarbeiten und der Umgestaltung des Platzes wurde die Fahnenstange mitsamt der Halterung ausgegraben und fiel anschließend einem Diebstahl zum Opfer. Also bestand zunächst der Bedarf an einer neuen Fahnenstange und einer entsprechenden Bodenhalterung. Als Standort wurde wieder der "Platz ohne Namen" auserkoren, weil dieser zentral im Ort liegt und von der Durchfahrtsstraße aus gut sichtbar ist. Allerdings war die Stelle, an der der Maibaum früher stand nun belegt mit dem Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Also musste die Fahnenstange, bzw. der Maibaum nun hinüber auf den größeren Teil des Platzes, dort wo der Brunnen steht und zwei große Linden.

Durch die Lindenfällung im Jahr 2005 war zwischen den noch stehenden Bäumen eine Lücke entstanden, in deren Zentrum wir die Halterung in den Boden bringen wollten. Diese Stelle ist von beiden Richtungen gut einzusehen, wenn man mit dem Auto durch Höchstedt fährt.

Anfang April wurde ein Metallrohr zu einer Fahnenstange umgearbeitet, Haken und Ösen angeschweißt, um entweder den Maibaumkranz oder eine Fahne daran befestigen zu können. Die Firma Eisen-Fischer schenkte uns zwei Eisenschienen, die zu einer Halterung zusammengeschweißt wurden.

 

Am 21. April geschah es, dass in aller Frühe am geplaten Standort ein Loch ausgehoben wurde.
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

Nach gründlicher Vermessung der Tiefe ...

 

 

 

 

 

 

... und peinlichst genauer Ausrichtung auf den östlichen Begrenzungsstein des Platzes ...

... wurde die Halterung schließlich ...

 

 

 

 

 

 

... in Beton gegossen ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... um die Standfestigkeit ...

 

 

 

 

 

 

 

... des Maibaumes zu gewährleisten, der am 30. April gesetzt werden sollte.

 

 


 

 

Nachdem nun die Halterung im Boden war, ging es darum die anderen Teile des Maibaumes herzustellen oder zu veredeln. Im März hatten wir preiswerte Stoffbahnen gekauft und die Frauen des Frauentreffs hatten diese in Streifen geschnitten, um bunte Bänder daraus zu nähen, die an den Kranz des Maibaumes gehangen werden sollten. Die Bänder waren also schon fertig. Es gab auch schon einen hölzernen Kranz, an welchem vier Ketten befestigt waren, an denen der Kranz am Maibaum befestigt werden sollte.

 

 

 

 

 

 

 

In der Woche vor dem Maibaumstellen wurde der Kranz gebunden. Frisches Grünzeug und allerlei haltbares Laub wurden am Holzrahmen befestigt. Am Ende der Woche wollte sich die Frauen treffen, um die Bänder zu befestigen.

 

Am Nachmittag des 27. April wurde zunächst der Kranz an einem Haken befestigt, damit die bevorstehende Arbeit besser verrichtet werden konnte.
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

An den Ketten aufgehangen und nur mit dem Blattwerk sah der Kranz schon recht imposant aus.

 

 

 

 

 

 

Trotzdem gingen die Frauen gleich daran, die Bänder um den Kranz zu schlingen ...

 

 

 

 

 

 

... und Schleifen zu binden.

 

 

 

 

 

 

 

Die Pastelltöne der Schleifen standen in einem schönen Kontrast zum ...

... satten Grün der Blätter und Zweige.

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Nur einen Tag später, am 28. April war Stellprobe des Mastes, der den Maikranz tragen sollte. Da die Halterung auf den Begrenzungsstein des Platzes ausgerichtet war, konnte die Stange darauf abgelegt werden ...

 

 

 

... und mit der Halterung verschraubt werden.Der Kranz wurde unterdessen im Museum an einen Haken gehangen und sollte bis zum Maibaumsetzen dort aufbewahrt bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

Am 30. April gegen 18.00 Uhr versammelten sich die Hochstedter um den Maibaum zu setzen. Zunächst wurden Birkenzweige an der Spitze angebracht und ...

 

 

 

... der Mast mit einer Girlande geschmückt. Schon zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Zuschauer am "Platz ohne Namen" eingetroffen ...

 

 

 

 

... die das erste oder auch schon zweite Bier tranken. Blasmusik von einer CD untermalte das Geschehen.

 

 

 

 

 

Bei herrlichstem Sonnenschein saß man hier im Zentrum Hochstedts zusammen und ...

 

 

 

 

 

... sah dabei zu, wie der Maibaum Stück für Stück geschmückt wurde. Zum Schluss wurde der Kranz über die Stange geschoben und die Ketten eingehangen.

 

 

 

 

Kurz vor dem Aufrichten des Maibaumes begrüßte der Ortsbürgermeister und Heimatvereins-Vorsitzende, Egon Angelroth, die anwesenden Einwohner mit einer kleinen Ansprache. Danach erklärte Jens Schüßler den Ursprung des Maibaumsetzens und beleuchtete die Verschiedenheit des Brauches in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands.

 

 


 

Vortrag zum Maibaumsetzen:

Die Tradition des Maibaumstellens ist in seiner jetzigen Form noch relativ jung und in Hochstedt noch viel jünger. Sie hat aber wahrscheinlich Wurzeln, die weit in die Vorzeit zurück reichen, in die Zeit, als es noch Schamanen gab, als sich hier also zwischen dem heutigen Mönchenholzhausen und Vieselbach noch Druiden und Kräuterfrauen durch den Bach schlugen und nach Heilkräutern bückten.

Der Maibaum war womöglich das Symbol des Weltenbaumes, der die Verbindung zum Jenseits herstellen und dem Schamanen den Aufstieg dorthin ermöglichten sollte. In die Frühlingsfeste fügt sich das Aufstellen des Maibaums über die Vorstellungen der Lebenserneuerung ein. Der Frühling mit zunehmendem, Leben spendendem Licht, bringt die Natur in Veränderung, zum Aufbruch.

Mit dem Tag, den wir heute als 1. Mai bezeichnen begann bei den Kelten das Sommerhalbjahr, das vor allem durch Fröhlichkeit, Wärme, Licht, Feste und Feiern gekennzeichnet war, denn der 1. Mai liegt genau in der Mitte zwischen der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und der Sommersonnwende.

Da Kinder anwesend sind will ich die Bedeutung des langen, aufgerichteten Stammes des Maibaumes lieber im Dunkeln lassen und die Sache etwas kürzer umschreiben: Der Maibaum symbolisierte das Männliche, das in die Leben hervorbringende Erde gerammt wurde und auf diese Weise eine Götterhochzeit versinnbildlichte.

Der Maikranz, der an der Spitze angebracht wurde, stellte durch die darin eingeflochtenen jungen Reiser und Heilpflanzen ein Symbol für neues Leben und Gesundheit dar. Heute sind die Arzneimittel viel zu teuer, um sie an den Maikranz zu binden. Stattdessen müssen wir uns mit dem Grün junger Triebe zufrieden geben.

In seiner heutigen Form mit grüner Spitze und Kranz geschmückt ist der Maibaum schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt, allerdings in anderen Funktionen, wie als Kirchweihbaum, als Ehrenmaibaum für Persönlichkeiten oder als mit Preisen behängte Kletterstange.

Da wir die Tradition des Maibaumstellens erst begründen wollen, mussten wir uns zunächst etwas umsehen, um diesen oder jenen Gedanken anderer Gegenden in unsere Tradition einzubauen. Der Maibaum ist meist ein geschmückter Baumstamm, bei uns allerdings eine Stange aus Metall. Das ist schon ein Unterschied, der beträchtlich ist und den Hochstedter Baum von anderen unterscheidet. Eine feste Regel, aus was ein Maibaum beschaffen sein muss gibt es nämlich - zumindest bis heute - in Deutschland nicht. Vielleicht erarbeiten aber Landes- oder Bundespolitiker gerade eine Gesetzesvorlage - möglich ist alles.

In den meisten Regionen, besonders in Bayern, ist das feierliche Aufstellen eines Baumstammes auf dem Dorfplatz üblich. Das Brauchtum im einem damit verbundenen Fest, das in der Regel am letzten Tag des Aprils, aber auch zu den anderen Feiertagen im Mai stattfinden kann, ist in vielen Teilen Mittel- und Nordeuropas verbreitet. Das Aufstellen des Maibaumes in die Mitte des Ortes zu bringen, also auf den Dorfplatz ist uns ganz gut gelungen, obwohl es schwer ist, den Ort der Aufstellung zu benennen, wenn dieser keinen Namen hat - wie unser Dorfplatz hier, der "Platz ohne Namen".

Dann gibt es Maibaumbräuche, wo der Maibaum von der männlichen Jugend eines Ortes jedes Jahr neu geschlagen wird, um von der weiblichen Jugend geschmückt zu werden. Bei uns wird nichts geschlagen, dafür aber geschmückt. Allerdings war daran nicht die Jugend beteiligt, sondern eher das Mittel- bis Spätalter der Dorfbewohner.

In Ostfriesland gibt es zum Beispiel den Brauch, den Stamm des Maibaumes unter Wasser zu lagern, um ihn dann, jedes Jahr zum Mai wieder hervor zu holen. Das wäre bei uns nicht möglich, denn wir müssten den Stamm jedes Jahr aus dem Staudamm fischen und die lange Strecke herunter schleppen.

Je nach Region geht dem Aufstellen ein Umzug durch das Dorf voran, an welchem auch eine Blaskapelle zumeist nicht fehlt. Dazu haben wir uns überlegt, das Aufstellen des Hochstedter Maibaumes noch erweiterungsfähig zu halten und fangen daher zunächst in diesem Jahr mit Musik von der CD an. Wer weiß, vielleicht bläst uns im nächsten Jahr einer den Marsch?

Das Aufstellen in anderen Gegenden wird von der Jugend vorgenommen, während sich die Erwachsenen mit Bier und Würsten stärken. Auch in diesem Punkt ist es in Hochstedt etwas anders: hier guckt die Jugend zu, während... na ja, ihr wisst schon.

Der Maibaum bleibt, je nach regionalem Brauch, bis zum Ende des Monats stehen und wird dann wieder entfernt.

Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit sehr viel lokales Brauchtum entwickelt, das sich vielfach sogar von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet. Bei uns geht es nach dem Maibaumsetzen gleich zum nächsten Brauch dessen Ursprung bei den Kelten liegt, dem Maifeuer.

Viel Spaß dabei wünscht
der Heimatverein.

 

Nach dem Blick auf das Brauchtum wurde es ernst und der Maibaum wurde aufgerichtet...

 

 

 

 

 

... und mit der Halterung verschraubt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... die Zuschauer waren begeistert und die Blicke hingen an den bunten Bändern, die im Wind lustig flatterten.

 

 

 

 

 

Nur wenig später ...

 

 

 

 

 

 

... erhielten die Kinder Fackeln und ...

 

 

 

 

 

... zogen mit den Eltern und Großeltern zum nächsten Ereignis des Tages, dem Maifeuer.Die Tradition des Maibaumsetzen soll in den nächsten Jahren fortgesetzt werden und wir haben tatsächlich noch Spielraum, was Ausstattung und die Umrahmung der Veranstaltung betrifft. Die Hochstedter waren jedenfalls begeistert und sind stolz auf den schönen Maibaum, der den Ort schmückt.
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Ein Schild am Maibaum soll zeigen, dass es gut ist, wenn viele Hände helfen.