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Da der Bürgerhaus-Hof aus Sicherheitsgründen abgesperrt war, verlagerten wir den Färbetag unter die beiden Kastanien vor dem Bürgerhaus an der Minzebank. Die Gäste waren 14.00 Uhr eingetroffen, wie auch einige Einwohner von Hochstedt, die dem Bratwurstduft nicht widerstehen konnten. Es gab auch Kaffee und sogar ein Stück Kuchen. Bei milder Witterung und trockenem Himmel konnte die Färberei beginnen.
Die auf etwa 60 °C abgekühlte Brühe mit den Blättern konnte nun, nach zwei Stunden durch ein Tuch abgegossen werden. Das braune Wasser schillerte hier und da bereits bläulich, sobald es Blasen bildete. Im Anschluss kam der Topf wieder auf die Heizplatte, denn die Temperatur sollte bei 55 bis 60°C gehalten werden. Praktisch dafür sind die alten DDR-Einkochtöpfe mit Lochdeckel und Thermometer. Jetzt kam Natron in die Küpe und Sauerstoff wurde untergerührt, dass der Schaum, der sich bildete kräftig blau leuchtete. Der blaue Indigo hat sich nun gezeigt und flockt in der Küpe aus. Der Sauerstoff soll nun wieder der Flüssigkeit entzogen werden. Man reduziert mit Natriumdithionit. Gleich, nachdem die Kristalle auf den Schaum treffen, verfärbt sich dieser in einen dunklen Blauton. Vorsichtig wird gerührt und der Schaum löst sich vollkommen auf. Die Küpe wird zunächst grünlich und dann gelblicher. Dies ist ein Zeichen, dass man mit dem Färben beginnen kann.
Wolle war bereits eingeweicht worden, wurde kurz ausgewrungen und landete vorsichtig im Färbetopf. Neugierig wurde das Schauspiel von den Gästen verfolgt. Nach einigen Minuten im Farbbad wurde der Strang herausgeholt und zeigte den Farbumschlag, sobald Sauerstoff auf Indigo trifft. Von oben nach unten färbte sich die Wolle von hellgelb in blau - was für ein herrlicher Anblick! Nachdem man die Wolle ausgewrungen hat geht der Farbumschlag noch schneller vonstatten.
Nebenan wurden schon einige Bratwürste und Brätel auf den Rost gelegt und verbreiteten einen Duft, der unweigerlich hungrig macht.
Nach der Wolle ging es ans Färben der beiden Hemden, die die Schülerinnen aus Rudolstadt mitgebracht hatten. Diese bestanden aus einer Baumwoll-Leinen-Mischung und sollten gut färben. Auch sie wurden vorher eingeweicht und landeten dann in der Küpe, immer gefilmt von den Schülerinnen. Nach einiger Zeit in der Küpe wurde das Färbegut herausgenommen und ausgewrungen. Im Anschluss griiffen die Schülerinnen beherzt zu und schleuderten die Wäschestücke in der Luft herum bis das Blau überall zum Vorschein gekommen war. Unterdessen war die Wolle auch wieder im Topf gelandet und holte sich einen Farbnachschlag. Im Anschluss daran kamen auch die beiden Hemden noch einmal in die Küpe. Es war eindeutig zu sehen, dass die Tierischen Fasern besser zu färben waren als die pflanzlichen.
Die Schülerinnen freuten sich trotzdem über das Ergebnis. Nachdem die Hemden ein erstes Mal mit der Hand gewaschen und das noch in der Küpe befindliche Chlorophyll der Blätter ausgewaschen war, leuchtete auch das Blau kräftiger und nicht mehr so sehr Türkis.
Alle waren zufrieden mit dem Ergebnis und verabschiedeten sich nach einer Bratwurst und einem Getränk von Hochstedt.
Unterdessen hatte man sich es auf der Minzebank gemütlich gemacht oder stand an den Biertischen und unterhielt sich. Das Wetter war wie geschaffen dafür und die Zeit verging wie im Fluge. Es war schon dunkel, bis der letzte Tisch wieder weggeräumt und auch der Färbetopf geleert war.
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