Der Bachlauf des Vieselbach im Wandel der Zeit
 

Ausschlaggebend für die Ansiedlung von Menschen im Hochstedter Gebiet dürfte nicht zuletzt der Bach gewesen sein. Er schlängelt sich parallel, unterhalb eines Höhenzuges in nördlicher Richtung durch die Landschaft. Eine Biegung seines Laufes und die bewaldeten Berge boten Schutz und zugleich lebensnotwendiges Wasser für Menschen, Vieh und Felder. Die Stauung des Gewässers (nördlich von Hochstedt) ermöglichte sogar die Fischaufzucht. Der Bach diente somit als direkter Nahrungslieferant. Im Mittelalter wurde im Bach der auf den Feldern um Hochstedt angebaute Waid gewaschen, auf den benachbarten Wiesen zum Trocknen ausgebreitet und in den beiden Waidmühlen verarbeitet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Bach im Zuge einer Neuordnung der Fluren an einigen Stellen begradig und die Gefahr von Hochwasser durch das nun schneller abfließende Wasser verringert. Eine weitere Begradigung und teilweise unterirdische Verlegung erfolgte im Jahr 1941 im Zuge der Straßenpflasterarbeiten.

 

Die Bachbegradigung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verdeutlicht auf einer Luftaufnahme von 2005: rot = alter Bachlauf, Fischteiche; blau = begradigter Vieselbach

 

 

 

 

 

 

Erst durch das Stauen des Baches im Süden von Hochstedt konnten Hochwasser gemindert und der Wasserabfluss teilweise reguliert werden. Als in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts dieser kleine Staudamm brach, stand das gesamte Unterdorf unter Wasser.

Zugang zum "Bach" vor der Verlegung der Kanalisationsrrohre

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bedeutung des Baches für Hochstedt wird in der Bezeichnung "Bach" deutlich. Mit dem "Bach" wird ein Wald- und Wiesengebiet im Süden Hochstedts bezeichnet. Hier gab und gibt es noch immer Obst- und Nussbäume, Wiesen auf denen Heu gehauen und dann auf Kleeböcke zum Trocknen gebracht wurde. Wirtschaftlich war der "Bach" für Hochstedt also nicht zu unterschätzen. Nicht zuletzt sorgte er im Winter für schnell erreichbares Brennmaterial. Auf dem großen Weinberg im "Bach" bauten Mönche seit dem Mittelalter Wein an.

Mit dem unterhalb des Weinberges fließenden Gewässer ließen sich die Reben bewässern. Weiter im Süden des "Baches" befanden sich Tongruben und der große Steinbruch.

 

Seit vor über 100 Jahren der Bachlauf in Hochstedt begradigt wurde, hat er erst zu Beginn der 1990er Jahre wieder eine Veränderung erfahren.

Bei notwendigen Kanalisationsarbeiten wurde auch der Bachlauf durch den Ort befestigt. Bisher flossen die Abwässer Hochstedts in den Bach und trugen zum Verschmutzen des Bachbettes bei.

 

 

 

 

 

 

Zugang zum "Bach" während der Bauarbeiten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zugang zum "Bach" im Jahr 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde der Bach, um die umliegenden Felder bewässern zu können, im Süden von Hochstedt erneut gestaut. Die dabei errichtete Staumauer hat eine Länge von 400 m und ist 20 m hoch. Doch diese Stauung des Gewässers brachte nicht nur Vorteile.

 


Bereits nach dem ersten Anstauen des Sees zeigte sich, dass der See den Grundwasserspiegel des Ortes erheblich aus dem Gleichgewicht brachte und dadurch mehrere Keller im Unterdorf unter Wasser standen. Der See wurde seither nie wieder so hoch angestaut.

Ein weiterer Missstand offenbarte sich erst im Laufe der Zeit: Jährliche Hochwasser oder zumindest größere Wassermassen reinigten früher das Bachbett auf natürliche Weise und rundgewaschene Kieselsteine bildeten den Boden des Bachbettes. Nach der Stauung jedoch, begann das Bachbett zu verschlammen und zuzuwachsen.

 

Bachlauf entlang der Straße "Waidgarten" 2005

 

Eine Verkleidung der Uferböschung mit Betonsteinen nahm dem Bachlauf durch Hochstedt schließlich seine allerletzte Natürlichkeit.

 

 

 

 

 

 

Bilder 2,3 und 4: Egon Angelroth

Bild 6: Monika Klimat