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Am 25. Mai 2013 fand unsere 8. Hochstedter Museumsnacht statt. Die Vorbereitungen dafür begannen schon ab dem September des Vorjahres, denn da musste der Termin festgelegt werden, um im Veranstaltungskalender der Stadt Erfurt aufgenommenen zu werden. Wir hatten uns auf den 25. Mai geeinigt, weil die Feiertage in diesem Monat mit ihrer gleichmäßigen Verteilung kaum andere Möglichkeiten erlaubten. Für Anfang Juni war die Fahrt nach Masuren geplant und nur zwei Wochen später unser Sommerfest des Vereins.
Jedenfalls stellte sich Wochen vor der Museumsnacht heraus, dass ausgerechnet an diesem Abend das Finalspiel in der Fußball Champions-League stattfinden sollte, und das auch noch mit Beteiligung zweier deutscher Mannschaften. Das war jedoch nicht alles, denn das ohnehin chaotische Wetter in diesem Jahr, setzte sich mit außerordentlicher Kälte fort. Aber das genügte natürlich noch immer nicht, denn es gehörte auch noch ein ausgiebiges Regengebiet dazu. Jedenfalls brauchten wir uns über das Aufstellen von Zelten für die Museumsnacht keine Gedanken zu machen, denn es war klar, dass dieses Fest im Bürgerhaus stattfinden musste damit bei dem angekündigten Sauwetter überhaupt jemand kam. Außerdem konnten und wollten wir nicht auf die Besucher verzichten, die dem runden Leder auf seinem Weg ins Tor zusehen wollten. Also ging es darum, die Technik so einzurichten, dass auch dieses Bedürfnis Berücksichtigung fand. Im Bürgerhaus stellten wir am Donnerstag, also zwei Tage vorher Tische und Bänke auf, zusätzlich vor das Haus ein kleines Zelt für die Raucher. Außerdem war an eine Überdachung für die Bratwurstbrater zu denken, weil inzwischen sogar eine Unwetterwarnung für unsere Gegend herausgegeben worden war, mit sehr hohen Niederschlagsmengen.

 

Aufbau am 23.5.2013

Am Tag unseres Museumsfestes hielten die grauen Wolken den Regen bis kurz vor dem Beginn des Festes fest, bevor sie ihn dann über uns nieder fallen ließen.

Erst die Technik ... ... dann die Gäste
Anfeuern des Rostes ... ... und warten auf die Bratwurst

Zum Glück befanden wir uns im trocknen Bürgerhaus, wo um 19.00 Uhr nach der Eröffnung und Begrüßung der Gäste durch den Vereinsvorsitzenden das Programm der Hochstedter Jugend begann. Mit Gedichten und Liedern zum Frühling - der allerdings auf sich warten ließ - stimmten sie die anwesenden Museumsnacht-Gäste auf den Abend ein. Zwischendurch waren instrumentale Musikstücke zu hören, die mit verschiedenen Instrumenten vorgetragen wurden, wie Gitarre, Glöckchen oder elektronischem Klavier.

Programm der jungen Hochstedter

 


 

Anschließend gab es nicht wie sonst die Eröffnung einer Sonderausstellung sondern einige Exponate im Museum waren Gegenstand einer näheren Betrachtung im Rahmen eines Vortrages.

Nadeln aus Knochen im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar Nadeln aus Metall (Radnadel und Spiralkopfnadel usw.) im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar

Es ging dabei um eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit, nämlich der Geschichte der Nadel. Diese begann schon in der Steinzeit, wie zahlreiche Funde von Archäologen zeigen. Mit ihr wurden zunächst Kleidungsteile zu einem Kleidungsstück zusammengesteckt oder zum Vorbohren von Löchern genutzt. Vor etwa 25 000 Jahren wurden Nadeln aus Knochen mit einem Öhr versehen, so dass damit so genäht werden konnte, wie wir es heute noch kennen. Mit der Zeit wurde die Nadel nicht nur zum Verbinden von Kleidungsstücken genutzt sondern ab der Zeit der Metallverarbeitung, bei uns vor etwas mehr als viertausend Jahren, zum Schmücken verwendet.

Vogelkopf-Fibel - Nachbildung
Nadelbinden

Es gab auch erste Handarbeiten, die mittels einer Nadel hergestellt wurden, wie etwa das Nadelbinden, um Werkzeug (Sieb) oder Kleidung herzustellen. Lange Nadeln mit Zierköpfen in Rad- oder Schneckenform (Spiralkopf) verbanden Tücher, die man herstellte, indem man sie damit zusammen steckte. Etwas später, etwa 1200 v.u.Z. kam eine weitere Nadelerfindung dazu, die in anderer Form bis heute überdauert hat: Die Fibel. Sie konnte man verschließen, wie Sicherheitsnadeln, sie dienten zugleich ebenfalls als Schmuck, wie heutzutage Broschen oder Anstecknadeln (Abzeichen, Orden) verschiedenster Form.

Bis etwa 1830 wurde mit der Hand genäht, mit Nadeln aus Eisen, die es  ab etwa der Mitte des 5. Jh. v.u.Z. gab. Ein geübter Meister seines Faches schaffte dreißig Stiche in der Minute und war sehr gefragt in der Gesellschaft. Schon ab der Mitte des 18. Jh. beschäftigte man sich damit die Nähnadel mit einer Maschine zu bewegen. Dies gelang dem Amerikaner Elias Howe jedoch erst 1846. Seine Erfindung leistete die Näharbeit von vier bis sechs Handnäherinnen.

Nähmaschinen im Hochstedter Museum
 

Merritt Singer ließ sich auf der Grundlage von Howes Entwicklung eine Nähmaschine patentieren (musste Howe aber Patentgebühren bis zu dessen Tod zahlen) und gründete eine Fabrik, die sich innerhalb von wenigen Jahren zum führenden Hersteller von Nähmaschinen weltweit entwickelte. Im Hochstedter Museum sind zwei Singer-Nähmaschinen ausgestellt.

Singer gründete auch im Ausland Niederlassungen, etwa die in Wittenberge, die bis 1992 Veritas-Nähmaschinen produzierte. In diesem Jahr wurde das VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge durch die Treuhand liquidiert, trotz des guten Rufs der Nähmaschinen, die hier hergestellt wurden. Im Museum ist auch eine Veritas-Nähmaschine zu sehen.

Ein weiterer deutscher Nähmaschinenhersteller war Georg Michael Pfaff, der ab 1862 Nähmaschinen produzierte. Er entwickelte sich zu einem der führenden Hersteller von Nähmaschinen, von denen leider (noch) keine im Museum steht. Heute werden Pfaff-Nähmaschinen vor allem in China gefertigt.

Im Vortrag ging es auch um verschiedene Nahtarten, wie Blindstich, Kappnaht, Ketteln, Kettenstich, Knopflochstich, Paspelnaht, Pikierstich, Sattlerstich, Schlingstich, Sicherheitsnaht, Spiegelnaht, Steppstich, Ãœberdecknaht, Overlocknaht, Verzugsnaht, Zick-Zack-Naht, bevor es um verschiedene Nadeln ging, die in den Jahrtausenden seit der Erfindung der Ur-Nadel entwickelt wurden.

Dazu zählen die Nadelbinde-Nadeln, die im Museum gezeigt werden, wie auch Stopfnadeln mit stumpfer Spitze, die Nähahlen (Pfriem) zum Vorstechen, die Sicherheitsnadeln, die Stecknadeln mit Kopf, die Strick- und Häkelnadeln, Rundstricknadeln, Zungennadeln zum Knüpfen und für das Maschinestricken, Anstecknadeln, Broschen, Abzeichen, Orden, Haarnadeln, Krawattennadeln, Hutnadeln, Injektionsnadeln, Operationsnadeln, Akupunkturnadeln und viele andere. Den Abschluss bildete eine besondere Nadel, die zum nächsten Thema des Abends überleiten sollte: die Ballnadel, mit der man Luft in einen Lederball füllen konnte.

Nach dem Vortrag konnte man sich einige der erwähnten Nadeln und Maschinen im Museum genauer ansehen, bevor der gemütliche andere Teil des Abends im Bürgerhaus beginnen konnte.

Bei Bier, Bowle, Bratwurs, Brätel und Brause wurde bis spät die Museumsnacht gefeiert.